Hallo,
mein Name ist Stefan Klotzbücher und bin seit Anfang Mai Jugenddirigent beim MV Lautern.
Meine Wurzeln sind jedoch nicht in Lautern oder der direkten Umgebung, vielmehr zieht es mich Woche für Woche von Straßdorf hinüber in das wirklich schöne Lautern! 😊
Wie bist Du zur Musik gekommen?
Eher untypisch, ich hatte bis zu meinem 9. Lebensjahr keinen Bezug zu einem Musikverein. Wie meine Eltern auf die Idee kamen, mich zu einem Instrumentenschnuppern des MV Straßdorf zu bringen, das kann ich gar nicht beantworten! Allerdings war dieser Tag für mich ein Startschuss in eine bis heute wirklich aufregende Zeit! 😉
Und dabei wollte ich damals gar nicht dort hin. Ich weiß noch, dass es an einem Samstagnachmittag war, zu dieser Zeit lief meine damalige Lieblingssendung „Disney Club“ im TV.
Warum spielst Du Posaune?
Die Posaune ist ein biblisches Instrument … Um ehrlich zu sein, war das allerdings nicht der Grund. Bei der Instrumentenvorstellung des Musikvereins hat u.a. auch mein späterer erster Ausbilder Gotthard Valier vorgespielt. Mit anderen zusammen hat er damals die Titelmelodie von Pink Panther gespielt. Das muss wirklich beeindruckend gewesen sein, wenn ich das heute nach über 22 Jahren noch weiß!
Mit Gotthard Valier spiele ich heute noch manchmal diverse Auftritte, Musik verbindet also wirklich über Jahre hinweg!
Heute fasziniert mich an der Posaune noch, dass sie in unterschiedlichsten Musikstilen immer ein wichtiger Bestanteil ist.
Welche Erfahrungen in der Jungendarbeit hast Du bereits gesammelt?
Sehr viele positive auf jeden Fall! Beim MV Straßdorf wurde schon recht bald ein Jugendteam eingeführt. Mit ungefähr 14 Jahren habe ich mit Gleichaltrigen kleine Veranstaltungen mitorganisiert: Ausflüge, Spieleabende und was uns sonst so einfiel.
Und mit 18 Jahren wurde ich dann schon Jugendleiter. Damals war die Jugendarbeit in Straßdorf im Umbruch, das Jugendorchester quasi aufgelöst und wurde neu aufgebaut.
Um die Kinder frühestmöglich an die Musik zu binden, haben wir dann eine musikalische Früherziehung und Blockflötenunterricht ins Leben gerufen. Meist ging man in der 3. Klasse auf die Kinder zu und versuchte diese für ein Instrument zu begeistern. Zu diesem Zeitpunkt war das Interesse aber an Fußball, Handball oder anderem schon größer.
Während meiner Zeit als Jugendleiter kam ich zum ersten Mal als Dirigent des Jugendorchesters zum Einsatz. Die 12 Jugendlichen dieses Orchesters sind heute wichtige Amtsträger im Verein und immer noch gute Freunde von mir.
Als ich mit 22 Jahren vorübergehend zum Musikervorstand „befördert“ wurde, habe ich die Jugendarbeit in Straßdorf „nur noch“ als Jugenddirigent begleitet. In dieser Zeit gründeten wir die Bläserklassen in Straßdorf – ein Erfolgskonzept, das ja auch in Lautern praktiziert wird. Parallel dazu begann ich zu studieren und übernahm zusätzlich das bis dahin von Michael Stegmaier geführte Jugendorchester in Bettringen. Beide Orchester, Straßdorf und Bettringen, profitierten voneinander und es wurden gemeinsame Konzerte mit über 60 Musikerinnen und Musikern gestaltet.
Während des Studiums war ich einige Monate in Südafrika, blieb aber mit beiden Vereinen weiter in Kontakt und bin anschließend mit vielen neuen Eindrücken wieder in die Jugendarbeit eingestiegen.
Leider geht auch jedes Studium mal zu Ende und ich musste beruflich nach Ingolstadt. Hier musste ich mein Engagement unterbrechen bzw. ein Orchester ganz abgeben, heute noch bin ich mit meiner Nachfolgerin in Bettringen in engem Kontakt.
In Ingolstadt habe ich dann auch in einem Verein musiziert. Der Verein hatte damals kein Jugendorchester. In vielen intensiven Gesprächen wurde aber der Nutzen der Jugendarbeit erkannt und heute hat der Verein ein gut funktionierendes Nachwuchsorchester.
Beruflich zurück in Stuttgart übernahm ich dann wieder das Orchester in Straßdorf. Bis zum Jahr 2016 durfte ich das Orchester bis in die Mittelstufe führen und zeitweise auf über 40 Musikerinnen und Musiker ausbauen.
2016 hatte ich dann entschieden, dass ich nach über 10 Jahren eine kreative Pause brauchte, mich mal in die zweite Reihe begebe, mich nochmals beruflich verändere, vielleicht nochmals ins Ausland gehe.
Es kam wie so oft anders! Eine Beziehung hat mich hier gehalten – eine Jugenddirigentin mit großem, beeindruckendem Engagement und einem erfolgreichen Orchester. Es war eine spannende Zeit, in der ich Einblicke in eine weitere Art der musikalischen Jugendarbeit bekam und die auch dazu führte, dass ich mir wieder vorstellen konnte, selbst ein Orchester zu führen! 😊
In rund 15 Jahren Jugendarbeit, organisatorisch und musikalisch, konnte ich viele Erfahrungen sammeln, Menschen kennen lernen und ich glaube auch manches bewegen und beeinflussen. Ich finde es schön, Jugendliche zu sehen, die sich entwickeln und später tragende Säulen in ihren Orchestern sind!
Was macht Dir am Dirigat besonders Spaß?
Im Wesentlichen die Gestaltungsmöglichkeiten: Konzerte planen, Proben gestalten, der Kontakt mit jungen Menschen, die Begeisterung, die davon ausgeht.
Dirigieren ist für mich die Möglichkeit ohne Worte meine Sicht der Dinge auszudrücken, eine Kreativität auszuleben, die manchmal im Beruf nicht möglich ist.
Ich mache mir viele Gedanken, was meinen Musikern Spaß macht, was dem Publikum Spaß macht, was musikalisch sinnvoll ist.
Mir macht es Freude, Menschen zu begeistern, sie zu gewinnen und ihnen dabei neben Unterhaltung noch etwas beizubringen.
Welchen Eindruck hast Du von der Juka des MV Lautern?
Das Jugendorchester steht auf einer guten Basis. Es sind viele Jugendliche da, die es weiter für die Musik zu begeistern gilt, was unter anderem mit der Möglichkeit der aktiven Mitwirkung an Stückauswahl und Auftrittsgestaltung aufrecht erhalten werden soll. Ich habe einige sehr ehrgeizige Musiker kennen gelernt, die auch den Dialog bereits mit mir suchen. Das sind positive Punkte für ein Orchester. Wie nahezu überall konkurriert das Orchester mit anderen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, trotzdem ist der Probenbesuch überwiegend hoch, besser als ich das erwartet habe.
Typisch für einige Jugendorchester ist aber die ungleiche Besetzung, was eine Herausforderung ist. Aber ein Jugendorchester mit 4 Hörnern und vielleicht bald noch mehr, das habe ich noch nicht gesehen. Wenn es uns noch gemeinsam gelingt, die Mangelinstrumente auszugleichen, hat das Orchester sehr viel Potential.
Was möchtest Du mit der Juka erreichen, gibt es Ziele?
Herausforderung eines jeden Jugenddirigenten ist es immer, mit ständig wechselnden Besetzungen klar zu kommen. Klares Ziel ist daher in erster Linie, den Spaß am Proben und der Musik aufrecht zu erhalten, interessante Konzerte und Auftritte zu gestalten. Darüber hinaus sollen die Musiker ausreichend auf das Aktive Orchester vorbereitet werden, ihre Kenntnisse also ausbauen und entsprechende Literatur verstehen lernen. Die musikalischen Basics müssen dazu gefestigt werden.
Wenn wir es dabei schaffen, jedes Jahr das Niveau und die Qualität ein bisschen zu steigern, dann ist schon viel erreicht. 😊 Schön und interessant für mich wären dabei noch Auftritte außerhalb des Ortes, um mit anderen Orchestern in Kontakt zu kommen, sich zu motivieren.
Was ist Dir an der Jugendarbeit besonders wichtig?
Jugendarbeit bedeutet für einen Verein Zukunftssicherung. Vereine ohne Nachwuchs können nicht auf Dauer überleben. Darüber hinaus bieten Vereine die Möglichkeit, die sogenannten Social Skills auszubilden. Diese Eigenschaft ist auch später im beruflichen Leben mindestens genauso wichtig wie die Fachkompetenz.
Jugendliche sollen einerseits lernen, auf was es im Umgang miteinander ankommt, zum anderen eine vertraute Umgebung finden, in der sie sich sicher bewegen und entwickeln können, Freunde finden … Und das alles mit Spaß!
Ich hoffe, damit konnte ich für den Anfang einen Einblick in mein Denken und Handeln geben. Ich freue mich auf eine spannende Zeit, viele schöne Konzerte und Auftritte. Ich wünsche mir weiterhin eine so tolle Zusammenarbeit, wie ich sie bisher in Lautern kennen lernen durfte.
Viele Grüße
Stefan Klotzbücher